ShadowMP Geschrieben 12. Oktober 2005 Geschrieben 12. Oktober 2005 Bloodhound Gang: «Sexistisch,rassistisch, satanistisch»Faible für F-Wörter und Falco: Bloodhound Gang Die Bloodhound Gang macht Songs für Pubertierende jeden Alters. Die Netzeitung sprach mit der Band über Provokation, Diebstahl und männliche Aktmodelle.Die Songs der Bloodhound Gang sind nichts für Ästheten. Es geht um Fürze, um Durchfall, andere Fäkalien und immer und immer wieder um das F-Wort. Konsequenterweise enden auch die öffentlichen Auftritte der Band mit schöner Regelmäßigkeit im Eklat – wie jüngst, als Bassist Evil Jared Hasselhoff in Stefan Raabs «TV Total» stolz seinen Hoden präsentierte, auf den er vorher noch das Logo der Sendung gemalt hatte.Trotz alledem wirkt die Bloodhound Gang nicht ausschließlich platt und ist meistens ausgesprochen amüsant. Wohl vor allem deshalb, weil sie nichts und niemanden ernst nimmt und sich nicht zu schade ist, auch Leuten wie den Venga Boys kleine Denkmäler zu bauen oder - als Amerikaner - einfach den Refrain von Falcos «Rock Me Amadeus» zu samplen.Nun ist «Hefty Fine» erschienen, das vierte Album der Band, die mit dem Song «Fire Water Burn» (The roof, the roof, the roof is on fire...) 1996 ihren Durchbruch feierte und einst als Depeche-Mode-Coverband angefangen hatte. Grund genug für ein paar Fragen an DJ Q-Ball und Gitarrist Lüpüs Thünder. Netzeitung: Fünf Jahre hat sich die Bloodhound Gang Zeit gelassen mit einem neuen Album. Wieso hat es so lange gedauert? Ist es anders als die Vorgänger?Lüpüs Thünder: Ich weiß es nicht. Wir werden das oft gefragt – ich sage dann immer, die Texte sind die gleichen und die Musik besteht aus allem, was wir den letzten fünf Jahren von anderen Bands gestohlen haben. Ich glaube, dass unsere Alben zum größten Teil gleich sind.DJ Q-Ball: Wir erfinden uns immer wieder neu, um neue Fans zu gewinnen. Die Leute wissen, dass wir ziemlich viele Stile mischen, dass wir eigentlich alles machen. Wir hoffen, dass jeder einen oder zwei Songs von dem Album mag. Einer oder zwei von neun ist nicht so schlecht.Netzeitung: Wie kam es eigentlich zu dieser Mischung aus Hip Hop, Metal und Dancefloor?Q-Ball: Ich mag Hip Hop, deshalb gibt es dieses Feeling in der Bloodhound Gang. Lüpüs ist mehr der Heavy-Metal-Typ, Slayer und sowas, und Jimmy Pop steht mehr auf Depeche Mode, die tanzbaren Sachen. Wenn es Zeit ist, die Ideen zusammenzubringen, dann gibt es ein bisschen was von allem.Thünder: Egal, welche Platte wir uns anhören, wir können immer eine Idee rausziehen. Und am nächsten Tag schreiben wir dann einen Song, der im gleichen Stil gemacht ist. So wird es nie langweilig – man muss ja nicht immer die gleichen Sachen machen.Balls out: Jared Hasselhoff zeigt Stefan Raab, worauf er stolz ist...Netzeitung: Wie kommt ein Song dann konkret zustande?Q-Ball: Jim kümmert sich um alles. Aber wir haben auch eine Menge zu sagen. Er schreibt zum Beispiel E-Mails an uns alle: «Hört mal, ich brauche ein dreisilbiges Wort für 'Arschloch'.» Du tippst eine Antwort und manchmal benutzt er sie. Wir sind da, wann immer er uns braucht, und das funktioniert sehr gut so. Thünder: Seine andere Lieblingsaktion ist: Als ich noch in Los Angeles lebte und er in Philadelphia, hat er mich immer um drei Uhr morgens angerufen und mir die blödsinnigsten Fragen gestellt. Er ist die ganze Nacht auf und arbeitet an seinen Texten, und wenn er einen Reim oder ein Wort sucht, dann ruft er an. Oder manchmal auch nur um zu sehen, ob ich eine Idee von ihm witzig finde. Dann sagt er Danke und legt wieder auf.Netzeitung: Seine Texte drehen sich ja in der Regel immer um die gleichen Themen…Q-Ball: Er ist ein schmutziger alter Mann. Er fasst kleine Mädchen an.Thünder: Manchmal auch kleine Jungs. Wir versuchen dafür zu sorgen, dass er das nicht zu oft tut, weil wir uns Sorgen um ihn machen: Michael Jackson hat eine Menge Ärger, wir wollen nicht, dass Jimmy das auch passiert.Netzeitung: Die Pubertät scheint bei Mitgliedern der Bloodhound Gang schon ein bisschen länger zu dauern als bei anderen Leuten...Thünder: Das ist das Coole daran, in einer Band zu sein. Ich bin jetzt 33, aber man geht auf Tour, und schon ist man wieder 18. Ich darf während der Arbeit trinken – de facto werde ich sogar dazu ermuntert, während der Arbeit zu trinken. Wo hat man das schon?Netzeitung: Und wie findet Ihre Frau die Texte?Thünder: Meine Frau hat selbst in der Musikbranche gearbeitet und weiß, wie die Dinge laufen. Aber ihre Eltern... Das sind nette, etwas konservative Leute, deshalb versuchen wir, sie von unserer Musik fernzuhalten. Ehrlich gesagt glaube ich, dass sie sich inzwischen die Platte gekauft haben, was mir ein bisschen Sorgen macht. Ihre Mutter ist auch ausgeflippt wegen meiner Tattoos. Als ich sie das erste Mal getroffen habe, habe ich mir extra ein Shirt mit langen Ärmeln angezogen. Ich hatte Angst vor ihr. Spuren hinterlassen: Das Cover-Foto von "Hefty Fine".Netzeitung: Wenn man der Bloodhound Gang Böses wollte, könnte man unterstellen, dass die ganzen Zoten einfach eine Masche sind, für die es einen Markt gibt.Thünder: Ab einem gewissen Punkt ist es natürlich ein Geschäft. Du musst dich einfach um Dinge kümmern. Aber wenn wir Songs schreiben, dann sagt niemand: Warte mal, wir sollten es so und so machen. Und man kann es auch so sehen: «3:14» von unserem letzten Album, der «Vagina-Song» – die Musik ist richtig gut. Es hätte ein fantastischer Song sein können. Aber weil das Wort «Vagina» drin ist, wurde er gar nichts. Denn so etwas würde niemals im amerikanischen Radio gespielt werden.Netzeitung: Political correctness...Thünder: Vor ein paar Jahren, als wir angefangen haben, war das noch viel schlimmer. Da musstest du sehr aufpassen, was du sagst. Vor allem an Colleges. Aber es gibt nichts, was mich mehr ärgert als Leute, die nett daher reden, wenn sie das eigentlich nicht wollen. Wenn du mich nicht magst, dann sag mir, dass du mich nicht leiden kannst. Interessiert mich nicht.Netzeitung: Wie reagiert die amerikanische Öffentlichkeit auf die Band?Thünder: Ach, die haben uns schon alles mögliche genannt: sexistisch, rassistisch...Q-Ball: ... satanistisch.Netzeitung: Macht die Provokation den Spaß aus?Q-Ball: Wir machen sowas oft auf der Bühne. Wir sagen dem Publikum alles, was uns gerade einfällt. Sie werden sauer. Zwei Songs später holen wir sie uns wieder, und sie lieben uns. Thünder: Wir haben einmal in Virginia gespielt, in einer Stadt, die fast nur aus Navy-Leuten besteht. Und Jim sagte ständig Sachen wie «Alle Frauen, die Euch heiraten wollen, sind fett und hässlich» oder «Ihr seid ein Haufen Arschlöcher» – und das vor Leuten, die dafür bezahlt werden, dass sie Menschen erschießen. Aber am Ende der Show hatten alle ihren Spaß.Q-Ball: Oder als wir mit Metallica in Bremen gespielt haben.Thünder: Oh ja, da waren Metallica, Sepultura und Ministry. Ein komplettes Metal-Line-Up – und wir waren die Vorband. Wir kamen raus und sahen 20.000 Mittelfinger, so weit das Auge reichte. Aber wir haben sie auf unsere Seite bekommen. Das ist eine der Sachen in meinem Leben, auf die ich stolz bin. Wenn wir das jetzt noch mit einem Slayer-Publikum schaffen, kann ich glücklich sterben.Netzeitung: In den Credits zu Ihrem Album steht auch der Skater und MTV-Star Bam Margera als «Professional Jerk Off Artist». Was genau war sein Job?Q-Ball: Er kam jede Woche rüber zu Jim Haus und fragte: «Habt Ihr das Album schon fertig?» «Habt Ihr das Album schon fertig?» Und wir: «Nnnnnein...» Jede Woche ging er uns damit auf die Nerven, dass wir schon seit fünf Jahren kein Album mehr fertig bekommen haben. Er war unsere Motivation – und zwischendurch ist er mit einem Hummer-Jeep durch die Gegend gefahren. Ich habe einen kaputten Nissan. Also sollte man wohl auf das hören, was er sagt.Netzeitung: Und wer ist der dicke Mann auf dem Album-Cover?Thünder: Er ist ein Model. Wir haben nach jemandem gesucht, der wirklich fett und bereit ist, sich für das Cover nackt fotografieren zu lassen. Er hat Jim ein Foto geschickt, auf dem er einem anderen Mann einen bläst. Der Mann hat eine ganze Website mit Fotos, auf denen er solche Sachen macht. Jim wollte ihn deswegen unbedingt haben.Q-Ball: Und ein Bild weiter ist er dann zu sehen, wie er mit seinen Enkeln Disneyland besucht...Thünder: Für die Fotos haben sie ihn in eine Box gesteckt, in der ziemlich wenig Platz war. Für ihn muss es da sehr sehr eng gewesen sein. Er hat eine Spur hinterlassen, weil sein Hintern da drin wegen der Enge auseinandergedrückt wurde...Q-Ball: Stell Dir mal vor, wie es da drin gerochen haben muss...Netzeitung: Ungern. Letzte Frage: Wäre es eigentlich vorstellbar, das etwas passiert, das die Bloodhound Gang dazu bringt, einen politischen Song zu machen?Thünder: Ab und zu sagen wir zwar mal, welche Meinung wir zu einer Sache haben. Aber die meisten Sachen interessieren uns einfach nicht. Lass das Rage against the Machine machen, die konnten das am besten.Quelle: Netzeitung
DJ Vega Geschrieben 12. Oktober 2005 Geschrieben 12. Oktober 2005 interessant *ggg*danke für das interviewgruß Vega
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