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Papst Johannes Paul II. gestorben


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Hoch gehandelt wird der 72-jährige nigerianische Kardinal Francis Arinze.

Schon wieder so ein alter???? :muahaha:

Da gibts nen Spruch dazu:

Wer als neuer Papst ins Konklave geht

kommt als einfacher Kardinal wieder raus!

Sprich: Ich denk net, dass man da solche prognosen schon abgeben kann. Man wird es sehen, aber es wird wieder ein Älterer gewählt werden, da er dann nicht so lange im Amt sein wird, wie JPII

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Na ja die Kardinäle wollen ja nicht dass nochmal ein Papst solange im Amt bleibt wie Johannes Paul II., denen wären vielleicht auch 10 Jahre schon zuviel...

Zum Tod des Papstes und seiner Omnipräsenz im Fernsehen in den letzten Tagen, hab ich hier mal eine Kolumne meines Lieblings-Satirikers Martin Buchholz angehangen, vielleicht stimmt ja der ein oder andere (wenn man's denn komplett lesen will) dem genauso zu, ich jedenfalls finde das er hier die Sache ziemlich gut trifft.

Also viel Spaß. :dancingbear:

Buchholzens Wochen-Schauer

Der ständig wechselnde Wochenkommentar

Nr. 262 -

vom 8. April 2005

Requiem für (nicht nur) eine Leiche

Bitte sehr, man will ja nicht mäkeln. Bei uns zu Hause war das ein strenges Gebot: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. (Nur hatten wir damals noch keinen Fernseher, so daß die Medienkost beschränkt war.) Aber irgendwann reicht es einem schon, wenn man eine ganze Woche lang immer nur das Gleiche vorgesetzt bekommt. Von Freitag letzter Woche an bis zum heutigen Freitag, morgens, mittags, abends, nachts -- ständig gab's und gibt's das Gleiche: immer nur toten Papst. Gewissermaßen das Ewig-Gleiche. Da streikt auch beim abgestumpftesten Konsumenten irgendwann die Magensonde.

Auf den kanarischen Inseln, so las ich, wurde aus Gründen der Pietät ein heimisches Kartoffel-Gericht von der Speisekarte genommen: "Papas arrugadas" heißt es, was man im Spanischen auch als "verhutzelte Päpste" mißverstehen könnte. Geschmacklos, finden Sie? Sag ich doch! Nun ja, über Geschmack soll man bekanntlich nicht streiten. Schon gar nicht, wenn es um einen verblichenen Heiligen Vater geht.

Acht lange Tag mußten wir den öffentlich-rechtlichen Fundamentalismus ertragen: Fanatischer Papismus in Reinkultur. Da krochen die Intendanten bäuchlings zur Wallfahrt nach Rom. Obwohl es nicht sehr viel mehr zu berichten gab als daß das Oberhaupt der katholischen Kirche gestorben war und daß der Leichnam, in Balsam eingelegt, rund um die Uhr zur Besichtigung freigegeben war und daß er nun schließlich doch beerdigt wird. Was gäb's da noch, was von News-Wert wäre? Ach ja, George Bush kam auch zur Beisetzung. Seine Sicherheits-Fuzzis forderten zwar von der italienischen Regierung, ganz Rom zu evakuieren, wie es vor kurzem auch in Mainz geschehen ist, aber blöderweise waren schon zwei Millionen Polen im Anmarsch und noch mal zwei Millionen von anderwärts, um zu erleben, wie sich ein hirntoter Präsident an der Bahre eines ganz toten Papstes macht.

De mortuis nihil sine bene! "Nischt außa tote Jebeene", so übersetzten wir Schüler das einst ins Berlinische. Nun habe ich schon zu den Halbwegs-Lebzeiten des Herrn Woytila so manchen üblen Nachruf verfaßt. War er doch ein Machthaber, der nicht ein Jota im Psalm seines Dogmas verrücken ließ. Nichts ums Verrecken! Und das im Wortsinne, will sagen: Egal, wieviel Menschen an diesem Dogma verreckten. So zählte er es zu seinen Heiligsten Vater-Pflichten, die drohende weltumspannende Condomisierung der katholischen Christenheit abzuwehren. Der apostolische Pillen-Paule aus dem Peters-Condom hatte es ex cathedra verkündet: Wenn Urbi et Orbi es miteinander treiben, dann gibt es auch in Zukunft kein Verhüterli. Darf man da nicht auch postum mal ganz leise und schüchtern anfragen, wieviel AIDS-Opfer in aller Welt, und besonders in Afrika, wohl auf das Leichen-Konto seiner Heiligkeit gehen?

Entsprechend menschenfeindlich war auch die Haltung des Vatikan auf der letzten Weltbevölkerungs-Konferenz der UNO. Die "Frankfurter Rundschau" schrieb damals: Die Konferenz sei beherrscht vom "Horror des Heiligen Stuhls". Profaner formuliert: Der Heilige Stuhl hatte Schiß, gewissermaßen Heiligen Stuhlgang - denn es kann der Frömmste nicht in Frieden zeugen, wenn es der bösen UNO nicht gefällt. (Wobei dieses "Frömmste" natürlich keine Steigerungsform von "Fromm's" sein soll.)

Das war sein päpstlicher Segen: Urbi et uteri! Der römisch-orthodoxe Ayatollah und seine Furienkardinäle hatten in ihrer Heidenangst sogar die Angst vor den Heiden überwunden: Gemeinsam mit den islamischen Ober-Mullahs bildete man auf der UNO-Konferenz eine fundamentalistische Einheitsfront. Alles Mullah - oder was? Hie das geistliche Oberhaupt, dort der weibliche Unterleib: Die Internationale der Patriarchen war sich in diesem Herrschaftsanspruch schon immer einig. Ihr Bauch gehört IHM!

So hat es der Papst gepredigt: Die Frau liegt zugrunde - und der Herr kommt über sie. Das seien die "ethischen Gundlagen der Sexualität", die der polnische Au-Woy-tila anmahnte in einem Schreiben an die UNO-Konferenz. Die "Kultur der verantwortlichen Fortpflanzung" müsse gepflegt werden. Fort-Pflanzung im agrikulturellen Sinne: Die Frau wird beackert, der Samen gesät, die Frucht geerntet.

Eine Fruchtbarkeit, die in der Dritten Welt zur Furchtbarkeit wird: Ihr Kinder, verkommet! Der Missionar wird schon für ein christliches Begräbnis sorgen - vorausgesetzt, daß das Kind noch rechtzeitig getauft werden konnte. Dafür hat man schließlich Priester, um für einen würdigen Abgang aus dieser Welt zu sorgen. Das gebietet allein schon der Respekt vor dem dahingegangenen Leben.

Das ist das Tröstliche: Die Würde des Lebens bleibt auf diese Weise gewahrt. Man hat Respekt zu haben vor dem werdenden Leben und vor dem dahingegangenen Leben... Falls dazwischen auch noch ein Leben stattfinden sollte, ist das schon in der Größenordnung - also im Verhältnis zum ewigen Leben - eine zu vernachlässigende Nebensächlichkeit.

Es sei denn: Dazwischen hat ein päpstliches Leben stattgefunden. Dann ist auch das Ableben ein mediales Dauer-Ereignis. Für seine Opfer allerdings wird keine achttägige Leichenschau veranstaltet. Für die gab und gibt es kein großes Gewese um ihr Gewesen-Sein. Da hieß und heißt es sang- und klanglos: Ab ins Massengrab der vergessenen Millionen! Außer Verwesen nichts gewesen.

Und aus dem Jenseits ertönt der päpstliche Nachruf: So sei es! Amen!

Quelle: Quelle: www.martin-buchholz.de

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